LOOSE BUT TIGHT

Flyer 0718

Michael Bottig, Andreas Dworak, Martina Funder, Regina Hadraba,Julia Haugeneder, Klaus Hollauf, Cornelia König, Doris Libiseller, Ela Madreiter, Cornelia Mittendorfer, Ulla Reithmayr, Edith Richter, Rosa Roedelius, Leonard Sheil, Kurt Spitaler, Monika Triska-Schaudy, Tibor Solymos, Helmut Stadlmann

Vernissage: Fr, 6. Juli 2018 um 19 Uhr
Es spricht: Hartwig Knack, Kunsthistoriker
Eröffnung: Bürgermeister DI Stefan Szirucsek

07.07.2018 - 26.08.2018

Ausstellung der Mitglieder des Kunstvereins Baden zum Jahresthema 2018:

WIE ZUSAMMEN LEBEN
„Das Thema „How to Live Together“ , etwa zu übersetzen mit der Frage „Wie funktioniert ein gutes Zusammenleben?“, entstammt dem Manuskript einer der letzten Vorlesungen von Roland Barthes, an die mich (Koki Tanaka) unser Moderator Kai  herangeführt hatte. In seiner Vorlesung erörterte Barthes das Konzept der „Idiorrythmie“ in Klöstern. Anstelle jener klösterlichen Lebensform, in welche alle Mönche die gleiche Tagesordnung einhalten, schlug er das Gemeinschaftsleben der frühen Monasterien als mögliche, alternative Form des Gemeinwesens vor: Die individuellen Biorythmen der Mönche wurden respektiert und jeder folgte seinem eigenen täglichen Ablauf.“
……
Fiktive Gemeinschaften
Zu Beginn dieses Projektes besuchte ich (Koki Tanaka) die Künstlerin Suchan Kinoshita, da ich dachte, ich könnte sie irgendwie miteinbeziehen. Als wir uns trafen, erzählte ich ihr von dem Projekt „Possibilities for Being Together. Their Praxis“, das ich kurz zuvor in Japan abgeschlossen hatte. Ich hatte dort über Gemeinschaft  nachdenken wollen, nicht über die sogenannten Ortsgemeinschaften oder über ethische Gemeinschaften, sondern über eine andere, offenere  Form. Also erklärte ich, wie ich in Japan eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammengebracht hatte, damit sie zusammen lebten. Suchan erwiderte, dass eine solche Gruppe keine Gemeinschaft sei. Es sei eher eine Situation, in der Teilnehmer_innen unterschiedlicher Gemeinschaften zusammenkämen. Man könnte sie als „fiktive Gemeinschaft“ bezeichnen, in der jede_r Einzelne seine / ihre Erfahrungen bezüglich einer Gemeinschaft in einer Gruppe einbringt.
Aus „How to Live Together“ Produktionsnotizen; Koki Tanaka; Skulptur Projekte Münster 2017; S.20 und S.86
Spätestens seit Fukushima spielt in den Arbeiten von Koki Tanaka (*1975 Tochigi; lebt in Kyoto) der Umgang mit Krisen und darin temporär entstehenden Gemeinschaften eine wichtige Rolle.

… „Für den französischen Philosophen Roland Barthes blieb ein Zusammenleben, das den individuellen Rhythmus des Einzelnen anerkennt, ein Phantasma, das er allein auf der Ebene der Literatur  zu finden vermochte. In unserer globalisierten Gegenwart erfordert Zugehörigkeit  über dieses bereits  schwierige Ausloten des Verhältnisses zwischen Gruppe und Individuum hinaus auch die Anerkennung auf sozialer wie institutioneller Ebene. Dies verkörpert die Fundierung unserer Demokratie, die es vor ihrer Auflösung zu bewahren gilt.
Was bedeutet politische Repräsentation in unserer Gegenwart? Wie sehr ist das Private immer auch öffentliches Leben? …
Aus „How to live together“ Broschüre zur Ausstellung in der Kunsthalle Wien, Kurator: Nicolaus Schafhausen, Juliane Bischoff (kuratorische Assistentin)