Cristina David + Catherine Ludwig

Catherine Ludwig

Kooperation mit AIR - Artist in Residence (NÖ)
Vernissage: Sa, 30. April 2016 um 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 1.5.2016 - 19.6.2016

01.05.2016 - 19.06.2016

Cristina David. Savoir vivre

Im Zentrum von Cristina Davids künstlerischer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit sozialen Normen und Maßstäben, deren Existenz und Geschichte sie auf ihre Kongruenz mit ihrer persönlichen wie alltäglichen Anwendung hin überprüft: Als Niederschläge von kulturellen, sozialen oder politischen Konventionen tendieren einmal verankerte Maßstäbe dazu, sich ihres formgebenden Inhalts zu entledigen und als bloße Normen erhalten zu bleiben. David überführt ihre Recherchen und Beobachtungen in lakonische, mit feinem Humor durchwobene Werke, die von Text über Fotografie bis hin zu Video ein breites mediales Spektrum abdecken. In ihrer im Rahmen ihrer aktuellen Residency in Krems entstandenen Arbeit Savoir vivre setzte sie sich mit der Etikette, jener am französischen Hof geprägten, historisch tradierten und höchst kodierten Form des Sozialverhaltens auseinander und reflektiert davon ausgehend den Zusammenhang zwischen guten Umgangsformen und Lebenskunst. Mit dem dänischen Schriftsteller Mikkel Rosengård betrieb sie Feldforschung in einem traditionsreichen 5-Sterne-Hotel und entwickelte davon ausgehend eine Doku-Fiction, deren Handlung um sehr unterschiedliche Charaktere und ihre Lebensarten kreist.
Verena Gamper

Catherine Ludwig. A-MEN 2.0

Der Arbeitsschwerpunkt von Catherine Ludwig liegt in der Auseinandersetzung mit Zeiträumen ebenso wie mit (Frei-)Räumen:
Wie viel Raum, wie viel Freiraum haben wir in unserer Freizeit wirklich, wie gestaltet sich der oft hochfrequentierte und in¬szenierte öffentliche Raum und wie gehen wir andererseits mit dem (Frei-) Raum im urbanen Umfeld und in der Natur um? Ist Freizeit in der Regel wirklich reine Dispositionszeit, also freigewählte Zeit, oder nicht doch häufig eine determinierte, fre¬mdbestimmte Zeit und ein integraler Bestandteil von Lebensstilen, ein meist erlebnisorientierter „Freistil“, oder „freestyle“?

Im Zuge eines Artist in Residence in Detroit (USA) ist die Künstlerin auf eine weitere Thematik der Freizeitausübung gestoßen: der Religionsausübung. In den ärmeren Vierteln der schrumpfenden Stadt ist der Zusammenhalt der Kirchenmitglieder der diversesten Religionen sehr groß und spürbar, nicht nur am Sonntagvormittag von 8.30 -11 Uhr, wie hier in Österreich.
Wie viel Platz bleibt uns in diesen erfolgsorientierten und beschleunigten Zeiten noch für eine entschleunigende Spiritualität und in¬wiefern ist diese fremdbestimmt oder selbst gewollt? Wie frei werden die Gläubigen zukünftig in ihrer Religionsausübung sein, wenn die Religionen weiterhin für kriegerische Konflikte missbraucht werden?