Chris Bird-Jones + Katharina Gruzei

Every Shade an Image

#weseethembytheirshadows + Every Shade an Image

Soft Opening: Sa, 28. August 2021, 18 - 21 Uhr

In Anwesenheit von Hartwig Knack, Kunsthistoriker
und Gemeinderätin Judith Händler

Ausstellungsdauer: 29.8.2021 - 17.10.2021

28.08.2021 - 17.10.2021

Katharina Gruzei – Every Shade an Image
In ihrer analogen Fotoserie „Every Shade an Image“ erschafft die Künstlerin Katharina Gruzei eine stimmungsvolle Bildwelt aus Licht und Schatten. Ihre Motive und Bildarrangements zeigen fragmenthafte Ausschnitte, die wie Teile einer entrückten Realität wirken. Die Einzelbilder halten mehrdeutige Szenen und Situationen fest, die in ihrer Gesamtheit zu einem Kosmos verschmelzen.

Im Wechselspiel zwischen Detailaufnahmen und atmosphärischen Ansichten vermittelt sich das Gefühl eines Moments in der Schwebe. Die Aufnahmen implizieren dabei sowohl Vergangenes, als auch die Erwartung auf Kommendes. Durch Gruzeis bewussten und reduzierten Einsatz der Ressource Licht, entsteht eine mitunter düstere Ästhetik. Sie zeigt Situationen, in der zwischen Licht und Schatten einzelne Facetten ausgeblendet werden, während andere hervortreten. Die Aufnahmen belassen in ihrer Ausschnitthaftigkeit vieles im Unklaren. Sie reissen Aspekte gelebten Lebens an, ohne sie in einem größeren Kontext zu verorten oder einer Beurteilung zu unterziehen.

Katharina Gruzei nutzt die Fotografie, um das “Reale” ins “Symbolische” zu transferieren und erschafft zugleich eine Serie,
in der sie das Medium der Fotografie selbst thematisiert. So bezieht sich ihr Titel “Every Shade an Image” sowohl
auf das bildgebende Licht, das den Schatten erst erzeugt, als auch auf den imaginären Raum der im Schatten verborgen
liegt; das Unsichtbare, die Dunkelheit als Leerstelle, als Ort der Interpretation und Imagination. In ihren Bildern spielt
sie mit “zeigen” und “nicht zeigen”, lässt damit die Grenze zwischen Sehen und Imaginieren verschwimmen und initiiert
eine Wechselwirkung von Bild und BetrachterIn.
Die Künstlerin nähert sich in ihrer Serie auch dem komplexen Thema der Identität. Zentral ist dabei das Konzept des dritten Raums von Homi K. Bhabha, der damit einen Verhandlungsort für die Vielfalt, Dynamik und Unabgeschlossenheit von Identität beschreibt. Katharina Gruzei greift Motive auf, die explizit mit Identität in Zusammenhang stehen und dennoch Leerstellen aufweisen, sodass die Bilder zu assoziative Flächen werden. Identität und Kultur werden als etwas diffuses spürbar. So finden sich einerseits Gesichter, Narben oder Tattoos als Identitätsmerkmale in der Serie. Andererseits auch Tiere, Pflanzen, Landschaften oder Wolkenbilder, die im Prozess der Betrachtung mit Bedeutung aufgeladen werden und – mit der eigenen Lebenserfahrung und Sozialisierung in Verbindung gebracht – ebenfalls identitätsstiftend sein können. Gruzei verbildlicht in ihrer Serie sprachliche Motive, wie beispielsweise die Ver- oder Entwurzelung und bezieht sich damit auf philosophische und kulturwissenschaftliche Theorien, die sich dieser Symbolik bedienen. (Rhizom, Deleuze/Guattari/Glissant)

Sie thematisiert umkämpfte Territorien wie den Luftraum, den Mond oder die Landschaft, die mit Kultur und Identität eng verflochten sind und stellt spielerisch Utopien in den Raum, die Bestehendes infrage stellen. Ein Bild zeigt die vermeintlich schwerelosen Beine der Künstlerin im Nachthimmel, die Füße versuchen dabei scheinbar den Mond zu betreten. Mittels Farbverlauf-Filter taucht sie ein Alpenpanorama in dystopisch rotes Licht und verfremdet es zu einer Vulkanlandschaft. Durch die physische Teilung des Bildes und die Verschiebung des Bildausschnitts, weist die Künstlerin auf die Ausschnitthaftigkeit der Fotografie hin, die nicht nur zeigt, sondern immer auch ausblendet.


Katharina Gruzei, geboren 1983, lebt und arbeitet in Linz und Wien.
Sie arbeitet als freischaffende Künstlerin in den Medien Fotografie, Video, Film, Sound und
Installation. In ihren künstlerischen Arbeiten spürt sie gesellschaftlichen Tendenzen nach
und widmet sich soziokulturellen Themen. Ein weiterer Schwerpunkt sind feministische
Themen und das Realisieren von Projekten im öffentlichen Raum, die sie meist ortsspezifisch
umsetzt.
Katharina Gruzei studierte Bildende Kunst in der Klasse für Experimentellen Gestaltung
und Kulturwissenschaften an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung
Linz. Auslandsstudien absolvierte sie am Art Department der University of California in
Santa Barbara und an der Universität der Bildenden Künste Berlin in der Meisterklasse für
Cultural Visual Studies bei Katharina Sieverding.
Ihre Werke werden in internationalen Ausstellungen, Biennalen und Festivals gezeigt. So
war sie z.B. im Jahr 2016 auf der Moscow International Biennale for Young Art vertreten. Im
Jahr 2018 folgte eine Einzelschau im Lentos Kunstmuseum in Linz und eine Ausstellungsbeteiligung
im Tokyo Metropolitan Art Museum in Japan. 2020 zeigte sie Auszüge ihrer
Fotoserie Mir Metro als Einzelschau im Kabinett des Salzburger Kunstvereins und war an
einer Gruppenausstellung in Tokio sowie im Bank Austria Kunstforum Wien beteiligt.
Katharina Gruzei erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Theodor Körner Preis,
das Ö1 Talentestipendium, das Fohnstipendium, den „Award for best Experimental Short“
am Nashville Filmfestival USA, den Energie AG Preis und den AK Kunstpreis OÖ. Auslandsstipendien
erhielt sie für Los Angeles, Paris, Moskau und Tokio. Im Jahr 2019 führte sie
ein Atelierstipendium des Bundeskanzleramts nach New York an das ISCP – International
Studio & Curatorial Program. Ihre aktuellste Monografie „Bodies of Work“ über die Linzer
Schiffswerft wurde für die Shortlist des Deutschen Fotobuchpreis 19|20 ausgewählt. Mit
der gleichnamigen Fotoserie wurde Katharina Gruzei für den August-Sander-Preis 2020
nominiert. 2020 wurde sie mit dem Staatsstipendium für Fotografie ausgezeichnet und
erhielt das Margret-Bilger-Stipendium.
www.katharinagruzei.com

Chris Bird-Jones – #weseethembytheirshadows
Fasziniert von den phänomenologischen Eigenschaften des gebrochenen Lichts und des Schattens und davon, wie sich dies auf unsere Wahrnehmung der Welt auswirkt, versucht Bird-Jones, diese Vergänglichkeit spielerisch zu nutzen: Ansätze werden oft durch natürliches Sonnenlicht verstärkt und Brechungen mit einbezogen, um Einsichten in das Verständnis des Menschseins zu schaffen.

Jüngste Arbeiten haben sich aus dem Wiederaufsuchen von Orten und Landschaften entwickelt, die sie inspirieren, und aus der erneuten Verbindung mit Ideen und Inspirationen, dynamischen, interaktiven "Seinsweisen", die auf drei Ebenen - Identität, Bewusstsein und Steuerung - und in drei Dimensionen - Wege des Fühlens, Wege der Beziehung zu anderen und Wege des Handelns - existieren.

Ideen entstehen beim Spazierengehen, Beobachten, Experimentieren im Arbeitsprozess, Zeichnen, Filmen, Fotografieren, spielerischen Umgang mit Glas und durch Anregungen aus der Gemeinschaft.

Englisch:
Fascinated by the phenomenal nuances of refracted light and shadow, and how this affects our perception of the world, Bird-Jones attempts to harness this playful transience. Concepts are often amplified by natural sunlight, working with reflection, to create portals of understandings of what it is to be human.

Recent work has evolved from revisiting place and landscape that inspires her, reconnecting anew with ideas and inspiration, dynamic interactive ‘ways of being’ that exist in three layers —identity, awareness and navigation, and in three dimensions - ways of feeling, ways of relating to others, and ways of doing.

Ideas emerge through walking, observation, experimentation in making, drawing, film, photography, glass play and input from community.

Short cv
Chris Bird-Jones studied at the Royal College of Art, London, and has held academic posts in various universities in both UK and USA

Exhibitions include
Without Borders, Elysium Gallery Swansea UK  2021 touring to Japan, Canada and USA
rydym i gyd yn fregus / we are all fragile (solo) Mission Gallery, Swansea, UK 2021, tourng to Ruthin Craft Centre, UK January 2022
‘Lifting the lid’- Wales / Japan, Art Spot Korin, Kyoto, Japan 2020
GMTF online festival, Northlands Creative / Toyama Glass Museum 2020 MAD New York 2021 ’Wales × Oita Friendship Exchange - The Art of Wales Exhibition in Oita, OPAM, Japan 2019
ISSUE 41, Oriel y Bont, Pontypridd, UK / Art Spot Korin, Kyoto, Japan, May 2019
Spoonful, (solo) POWIIS, Penang, and at GoDown Art Centre, Kuala Lumper, Malaysia  2019
Cyswllt / Connection, Oriel Plas Glyn-y Weddw, Llanbedrog,Wales 2019
Light Matters, WIGW, Hillside Gallery,Tokyo, Japan, 2018
‘10th Birthday celebrations’, Elysium Gallery, Swansea 2017
Mission is 40, Mission Gallery, Swansea,Wales, 2017
reFORMationen, Schloss Doberlug, Doberlug-Kirchain, Germany, March-July 2017, then touring to galleries in Poland, 2017-2018
Lumiere Visible WIGW, the Grange aux Verrières, Saint-Hilaire en Lignières, France, June – Oct 2016 Buckets Volcano Theatre Gallery, (solo) Iceland Building, Swansea, Feb-Mar 2016
Ohi, ho’ahu, gather, casglu, (solo)  Commons Gallery, UH at Manoa, Honolulu, USA 2015

Work in Public Collections
Museo Municipal de Arte Contemporáneo en Vidrio de Alcorcón-MAVA, Madrid, Spain
Glasmuseet, Ebeltoft, Denmark
Art in Public Places Exhibition at the State Foundation on Culture and the Arts, Hawaii USA
National Library, Reykjavik, Iceland
National Library, Wales, UK
Neerja Modi, School, Jaipur, India

Awards
Spooning / Llwyo Major Production Grant, Arts Council Wales 2019/2020
Women’s International Glass Workshop, (IOF, WAI) India 2020; Japan, 2018; France 2014; Australia 2006; New Zealand 2002
Cultural Delegation to China: Shanghai & Hong Kong, wales.Gov 2018
Glass Research Visit Jaipur, Firozabad and Ahmadabad, India, WAI 2017
Creative Wales Ambassador Award, Arts Council Wales, 2015
www.chris-bird-jones.co.uk

Chris Bird-Jones is supported by an international opportunities fund      
from Wales Arts International for this exhibition and arts residency